Kennst du Barcamps? Diese besonderen Veranstaltungen sind das Gegenteil von steifen Konferenzen. In meinem Artikel möchte ich dir Barcamps näher bringen und einen Einblick in das Barcamp Pforzheim 2023 geben.
Du erfährst, was Barcamps sind und was sie so besonders macht. Ich erkläre dir den Ablauf und gebe dir einen Überblick über die Themenvielfalt des Barcamps in Pforzheim.
Dazu teile ich meine persönlichen Erfahrungen als Barcamp-Neuling mit dir. Erfahre, was mir Spaß gemacht hat und welche Learnings ich mitnehmen konnte.
Ich hoffe, dieser Artikel macht dich neugierig auf Barcamps!
Was ist ein Barcamp?
Ein Barcamp ist eine spezielle Form einer Veranstaltung oder Konferenz. Im Gegensatz zu einer normalen Konferenz gibt es keine im Voraus festgelegte Agenda oder ein Programm. Stattdessen gestalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Ablauf und die Inhalte eines Barcamps selbst.
Jeder, der etwas beizutragen hat, kann einen Vortrag oder Workshop anbieten. Dazu pitchen die Teilnehmenden zu Beginn des Barcamps kurz, worum es in ihrem Beitrag gehen soll. Gemeinsam wird dann ein Zeitplan an einer Pinnwand organisiert und die Vorträge und Workshops zeitlich geplant. So entsteht im Laufe des Barcamps durch die Beteiligung aller ein buntes und abwechslungsreiches Programm.
Die Atmosphäre bei Barcamps ist sehr offen und wertschätzend. Es geht primär darum, Wissen auszutauschen und voneinander zu lernen. Durch die aktive Teilnahme entsteht ein einzigartiges Gemeinschaftserlebnis.
Barcamps zeigen: Konferenzen müssen nicht steif und zugeknöpft sein!
Das folgende Video bringt es auf den Punkt. Mit einem Klick auf das Bild verlässt du die Website und kannst dir das Video direkt in YouTube ansehen.

Die kurze Geschichte des Barcamps
Das erste Barcamp fand im August 2005 in Palo Alto, Kalifornien, in den Räumen des Unternehmens Socialtext statt. Initiiert wurde es von Tim O’Reilly, dem Gründer des Technologieverlags O’Reilly Media.
Ursprünglich waren Barcamps eine Abwandlung der von O’Reilly ins Leben gerufenen Foo Camps. Foo Camps waren Events, zu denen O’Reilly gezielt ausgewählte Teilnehmer („Friends of O‚Reilly“) einlud. Im Gegensatz dazu standen Barcamps von Anfang an allen Interessierten offen.
Der Name „Barcamp“ ist ein Wortspiel mit „Foo Camp“. Die Begriffe stammen aus der Informatik, bei der die Variablen „foo“ und „bar“ häufig als Platzhalter in der Programmierung verwendet werden.
In den folgenden Jahren verbreiteten sich Barcamps schnell weltweit. 2006 fanden die ersten Barcamps im deutschsprachigen Raum in Berlin, Wien und Zürich statt. Heute finden jährlich hunderte Barcamps auf allen Kontinenten zu den unterschiedlichsten Themen statt.
Die ursprüngliche Grundidee, eine offene Veranstaltung von Teilnehmenden für Teilnehmende zu schaffen, ist überall gleich geblieben.
Was ist das besondere an einem Barcamp?
Barcamps zeichnen sich durch einige Besonderheiten aus, die sie von traditionellen Konferenzformaten unterscheiden.
Eine der wichtigsten ist das Motto „Teilnehmende statt Zuschauende“. Die Teilnehmende sind nicht nur passive Zuhörende, sondern können und sollen selbst aktiv Inhalte einbringen. Jeder kann aus seinem Fachgebiet berichten und sein Wissen weitergeben, sei es in Form eines Vortrags oder eines Workshops.
So entsteht die für Barcamps typische offene Agenda. Statt eines starren Programms, das Monate im Voraus festgelegt wird, wird das Programm spontan vor Ort von den Teilnehmenden selbst zusammengestellt.

Zudem herrscht auf Barcamps eine sehr informelle und gleichberechtigte Atmosphäre. Es gibt keine strengen Hierarchien oder Regeln. Unabhängig von Hintergrund oder Status kann jeder frei mitdiskutieren und die Veranstaltung mitgestalten. Das fördert einen respektvollen und wertschätzenden Umgang miteinander.
Nicht zuletzt sind Barcamps meist selbstorganisiert und erheben keine oder nur geringe Teilnahmegebühren. Das senkt die Hemmschwelle und öffnet die Veranstaltung für jeden, der etwas beitragen möchte. An dieser Stelle auch ein fettes Dankeschön an die Organisatoren und Sponsoren!
Wie läuft ein Barcamp ab?
Ein Barcamp beginnt in der Regel mit einer Begrüßung durch das Orgateam. Dabei werden der zeitliche Rahmen und der geplante Ablauf vorgestellt sowie die Regeln des Barcamps beschrieben.
Diese besagen im Wesentlichen: Alle duzen sich und sind gleichberechtigt. Es gibt keine Hierarchien – jeder kann das Barcamp aktiv mitgestalten.
Anschließend stellen sich alle Teilnehmende kurz vor, indem sie ihren Namen und drei Hashtags zu ihren Interessen nennen. So bekommst du einen ersten Eindruck von den anderen.
Im nächsten Schritt beginnt die Sessionplanung. Die Teilnehmenden schlagen nun selbst vor, welche Vorträge, Workshops oder Diskussionsrunden sie anbieten möchten. Alle Vorschläge werden gesammelt und ein Zeitplan mit Zeitfenstern von ca. 45 Minuten erstellt.
Die verschiedenen Sessions finden dann nacheinander statt, meist parallel in mehreren Räumen. Jeder sucht sich aus dem Programm, das aus, was ihn interessiert.
Am Ende kommen alle wieder zusammen. In einer Runde können Fotos und Eindrücke ausgetauscht und Kontakte geknüpft werden. Außerdem wird Feedback zum Barcamp eingeholt.
Wo findet das Barcamp Pforzheim statt?
Das Barcamp Pforzheim fand 2023 bereits zum fünften Mal (in den vergangenen 7 Jahren) im EMMA Kreativzentrum statt.
Das EMMA liegt zentral am Enzufer in Pforzheim und bietet auf 3000 m² Raum für Kreative und Jungunternehmende.
In den Coworking Spaces, Ateliers, Büros und Meetingräumen des EMMA finden Startups, Designer, Künstler und andere Kreative ideale Bedingungen zum Arbeiten und Netzwerken.
EMMA Kreativzentrum | Fotos: Winfried Reinhardt
Mit seiner lebendigen Atmosphäre und der engen Verzahnung von Wirtschaft, Kultur und Bildung ist das EMMA der passende Ort für ein Barcamp in Pforzheim.
Hier treffen sich innovative und kreative Menschen – genau die Zielgruppe eines Barcamps. Zudem bieten die Räumlichkeiten mit viel Platz und moderner Technik optimale Voraussetzungen für die Durchführung der barcamptypischen Sessions und Workshops.
Das EMMA Kreativzentrum trägt den Namen der Pforzheimer Mäzenin Emma Jaeger, die Anfang des 20. Jahrhunderts einen Großteil ihres Vermögens der Stadt Pforzheim hinterließ. Damit ermöglichte sie unter anderem den Bau des Emma-Jaeger-Bades.
Bis heute prägt Emma Jaeger mit ihrer Stiftung das kulturelle Leben in Pforzheim. In diesem Sinne knüpft das Barcamp Pforzheim an eine lange Tradition bürgerschaftlichen Engagements in der Stadt an.
Welche Inhalte gibt es auf einem Barcamp?
Da die Inhalte eines Barcamps von den Teilnehmenden selbst gestaltet werden, ist die Themenvielfalt nahezu unbegrenzt. Grundsätzlich kann zu jedem erdenklichen Thema ein Vortrag oder Workshop angeboten werden.
Häufig nehmen neue Technologien und digitale Themen einen großen Raum ein, wie Vorträge zu künstlicher Intelligenz, Social Media oder App-Entwicklung. Aber auch gesellschaftliche, politische oder kreative Themen sind auf Barcamps stark vertreten. Das Spektrum reicht von Nachhaltigkeit über Literatur bis zu Tanz oder Fotografie.
Es gibt aber auch themenspezifische Barcamps. Diese sind zum Beispiel auf Tourismus, IT & Recht, Datenschutz oder Online-Business ausgelegt.
Jeder Teilnehmende kann sich entsprechend seiner Interessen und Kenntnisse einbringen. Egal, ob du dich beruflich mit einem Thema beschäftigst oder einfach nur Hobbyexperte bist – auf einem Barcamp ist jeder Beitrag willkommen.
Durch das Zusammentreffen von Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen entsteht ein bereichsübergreifender Austausch. Die Teilnehmenden nehmen neue Ideen und Anregungen mit, die oft über den eigenen Tellerrand hinausgehen. Genau dieser Effekt macht Barcamps so besonders.
Einblicke in die Sessions des Barcamps Pforzheim 2023

Freitags
Ab 11.00 Uhr
- UnLearnSchool
- Einfach Netzwerken
- Vorgesetzte abschaffen
- Wireframing – Eine wichtige Phase vor dem Screendesign
- Kundalini-Schüttel-Meditation
Ab 12.00 Uhr
- Zeigt her eure Apps / Tools
- Obsidian – geniale Notizen App
- Multi-Faktor-Authentifizierung
- Jugend ohne Chancen in Pforzheim?
- Generation Z
Ab 14.00 Uhr
- Dos and Don’ts bei der Unternehmensgründung
- Neue Website in 45 Minuten
- Zwischenstand: Areal Alter Schlachthof Pforzheim
- Alternativen zur Monogamie
- Digitale Nomaden – (m)ein Lifestyle: Silke hat uns von ihrem Leben und Arbeiten auf Reisen berichtet.
Ab 15.00 Uhr
- PowerPoint Karaoke: Ich war nicht dabei bzw. habe mich erfolgreich gedrückt, soll aber sehr witzig gewesen sein 😁.
- Wie kann man besser sein? Persönlichkeitsentwicklung
- Firmengründung in Österreich
- Nachhaltiger Onlinehandel: Rudolf vom wir.kiste.kreis hat uns einen Einblick in die Welt des nachhaltigen Paketversands gegeben. Wusstest du, dass allein in Deutschland jährlich 4,5 Milliarden Pakete verschickt werden? Die meisten Pakete werden nach dem ersten Versand weggeworfen. Wie wäre es aber mit einem Karton, der mehrmals versendet werden könnte?
- Schwimmfisch Nachhaltigkeit
Ab 16.00 Uhr
- Fairland Pforzheim
- Barcamp Orga / Event Barcamp
- TechnikSpenden.de: Cooles Projekt, bei dem du veraltete oder nicht mehr benötigte Hardware wie Laptops und Handys spenden kannst. Das Team hinter technikspenden.de löscht deine Geräte, sodass keine Daten weitergegeben werden. Außerdem werden die Geräte bei Bedarf aufgerüstet und gereinigt, bevor sie an Menschen weitergegeben werden, die sich diese Geräte nicht leisten können.
- Gesunde Ernährung
- Führung durchs EMMA
Ab 17.00 Uhr
- Continous Delivery @dmTech
- Impuls Katja Mast – Wie wollen wir heute und morgen arbeiten: Die Politikerin Katja Mast war per Video zugeschaltet und diskutierte mit den Barcampern über die Arbeit von heute und morgen.
- Wie komme ich zum Film?
- SEO Klinik
Ab 19.00 Uhr
- Qualifizierte elektronische Signatur
- Einmal Palästina und zurück
Ab 19.30 Uhr
- Das Spiel: Werwolf
Samstags

Ab 11.00 Uhr
- EMMA Führung
- Website-Klinik
- Social Media – State of the Art
- Einstieg in Midjourney: Erwischt, das war meine Session 😬. Einen Einsteigerartikel zu Midjourney findest du auch in meinem Blog.
Ab 12.00 Uhr
- Vollmachten für den Ernstfall
- Kommunalwahl How To
- Nachhaltigkeit in Textilien: Frank sprach über neue Möglichkeiten der Nachhaltigkeit und stellte seine Marke Schwimmfisch vor, die für das Schwimmtraining von Schulkindern entwickelt wurde.
- Wie designe ich meine Website richtig?
- Vorgesetzte abschaffen
Ab 14.00 Uhr
- Social Media 1×1
- Ehrenamt Kinospots
- Polyphasischer Schlaf
- Pforzheim = Goldstadt
- Lebensplanung für Unternehmer
Ab 15.00 Uhr
- Hacken mit Wargames
- Fußballregeln für Dummies
- Wer/was sind die Wirtschaftsjunioren? Kay sprach über die Wirtschaftsjunioren, die übrigens auch Träger des Barcamps Pforzheim sind.
- Trinkwasser im Klimawandel
Ab 16.00 Uhr
- Aktuelles vom Areal Alten Schlachthof Pforzheim
- PowerPoint Karaoke
- Barcamp Orga
- Gesunde Ernährung
Ab 17.00 Uhr
- Schilddrüse / Stoffwechsel
- Fotobearbeitung auf Reisen
- Spielen: Beat that, die verrückte Challenge
Ab 18.00 Uhr
- Abschlussrunde
Tipps für Fotoscheue
Ich gebe zu: Ich bin fotoscheu!
Ich bin diejenige, die nicht zum Barcamp Stuttgart gegangen ist, weil dort stand: „Wenn du nicht fotografiert werden willst, bleib weg“. Oder so ähnlich. Ein Blogartikel auf der Website darüber, warum das so ist, hätte die Wogen sicherlich geglättet.
Daher war ich angenehm überrascht, dass es beim Barcamp Pforzheim bei der Ticketbestellung ein Kästchen gab, in dem ich ankreuzen konnte, ob ich fotografiert werden möchte oder nicht.
Ich muss zugeben, dass ich nicht daran geglaubt habe, dass das funktioniert und umgesetzt wird. Aber diejenigen, die angegeben haben, dass sie nicht fotografiert werden wollen, haben einen roten Punkt auf ihrem Barcamp-Badge bekommen. Außerdem wurde das Thema Datenschutz und Fotografieren zu Beginn der Veranstaltung besprochen.

Aber seien wir realistisch, kann der Fotograf das sehen?
Deshalb finde ich es wichtig, dass neben dem Gastgeber auch die fotoscheuen Menschen eine gewisse Eigenverantwortung übernehmen. Und sich gleich zu Beginn der Veranstaltung beim Fotografen melden, sich vorstellen und charmant auf den roten Punkt oder den Wunsch, nicht im Scheinwerferlicht fotografiert zu werden, hinweisen. Meistens sind die Fotografen freundlich. So auch Paul :-).
Bei einer Veranstaltung mit 75 Teilnehmern sollte das mit 3 fotoscheuen Menschen einigermaßen funktionieren.
Was uns Fotoscheuen aber klar sein muss, ist, dass wir in der Menge fotografiert werden. Mal von hinten, mal von der Seite, mal in der Menge der anderen untergetaucht. Das ist in Ordnung. Aber kein frontales und prominentes Bild von einem selbst.
Mir ist klar, dass das immer wieder zu langen Diskussionen führen kann. Das Thema schreit geradezu danach, in naher Zukunft verbloggt zu werden.
Fazit meines ersten Barcamps
Meine erste Teilnahme am Barcamp Pforzheim war eine willkommene Abwechslung zu starren Konferenzformaten. Ich habe eine offene, spontane und gemeinschaftliche Atmosphäre erlebt. Auch wenn ich als Neuling etwas nervös war, wurde ich von den Teilnehmenden herzlich aufgenommen. Jeder konnte sich einbringen, ob mit Expertenwissen oder nicht.
Inspiriert von dieser Offenheit habe ich mich getraut, einen Vortrag über Midjourney zu halten. Das war nicht nur für mich spannend, sondern gab auch anderen einen Einblick in dieses sich schnell weiterentwickelnde Thema.
Die Vielfalt an Themen, die von Gesellschaft und Nachhaltigkeit bis zu Technologie reichten, war eine große Fundgrube an Wissen.
Die Location EMMA trug mit ihrem inspirierenden Flair viel zur positiven Stimmung bei. Das Catering von Getränken bis Snacks war hervorragend. In den Sessions habe ich in kurzer Zeit viel Neues gelernt und tolle Leute kennengelernt.
Nochmals ein herzliches Dankeschön an die Organisatoren und Sponsoren!
Das Barcamp Pforzheim war für mich eine wunderbare Erfahrung: Mein Wissen zu erweitern, neue Leute kennenzulernen und in einer tollen Gemeinschaft zu lernen. Ich freue mich schon auf das nächste Barcamp!
„Bildet sich bei dem Begriff trotzdem ein Fragezeichen in Deinem Kopf, so kann ich den Artikel von Nicole Werner ans Herz legen. Ihr Artikel zu diesem offenen Veranstaltungsformat ist gut recherchiert und erklärt das Konzept umfangreich. Nicole habe ich kurz beim Barcamp Pforzheim kennengelernt. „ https://chillr.de/barcamps/