Obsidian ist ein Tool zur Verwaltung und Verknüpfung von Wissen durch Notizen. Für Newbies kann es jedoch anfangs etwas überwältigend und benutzerunfreundlich sein.
In diesem Artikel teile ich meine Erfahrungen aus den ersten 7 Tagen mit Obsidian und gebe Tipps, die ich mir für den Anfang gewünscht hätte. Von den Anpassungsmöglichkeiten über das Einfügen von Bildern bis hin zur Organisation deiner Notizen – hier erfährst du alles, was dir den Einstieg erleichtert.
Warum wechsle ich überhaupt zu Obsidian?
Grund 1: Obsidian als Alternative zu MeisterNote
Auf der Suche nach einer Alternative zu meiner bisherigen Notiz-App MeisterNote, die leider nicht mehr einzeln, sondern nur noch in Kombination mit MeisterTask zu einem höheren Preis angeboten wird, bin ich auf Obsidian gestoßen.
Grund 2: Obsidian ist datenschutzfreundlich
Obsidian überzeugt mich bisher durch seine Datenschutzfreundlichkeit und die Möglichkeit, Daten lokal zu speichern. Ich möchte möglichst nicht von Cloud-Diensten abhängig sein.
Grund 3: Obsidian als Second Brain
Obsidian bietet Funktionen wie den Wissensgraphen, eine leistungsfähige Suche sowie das Taggen und Verlinken von Notizen. So soll aus den gesammelten Informationen ein echter Mehrwert entstehen, indem Zusammenhänge sichtbar gemacht und neue Ideen hervorgebracht werden.
Grund 4: Obsidian arbeitet fleißig mit anderen Tools zusammen
Die Möglichkeit, Obsidian mit Tools wie Zotero und DEVONthink zu verknüpfen, erleichtert zudem die Arbeit mit Quellen und Referenzen. Dadurch kann der gesamte Recherche- und Schreibprozess in einem System zusammengeführt werden.
Grund 5: Open Source und lebendige Community
Als Open-Source-Software bietet Obsidian nicht nur Transparenz und Flexibilität, sondern auch eine lebendige Community, die ständig an Verbesserungen und Erweiterungen arbeitet. Durch die Vielzahl an Plugins hoffe ich, Obsidian noch weiter an meine individuellen Bedürfnisse und Anforderungen anpassen zu können.
Ob für das persönliche Wissensmanagement oder komplexe Researchprojekte – Obsidian vereint Leistungsfähigkeit, Datenschutz und Anpassbarkeit auf eine Weise, die mich anspricht. Genau das macht es für mich zur idealen Lösung (Stand: heute 😬), um meine Gedanken zu ordnen, Ideen zu entwickeln und produktiv zu arbeiten.
#1 Warum ist Obsidian so benutzerunfreundlich?
Auf den ersten Blick erscheint Obsidian im Vergleich zu anderen Notiz-Apps etwas minimalistisch und wenig benutzerfreundlich. Das liegt daran, dass Obsidian darauf ausgelegt ist, angepasst und erweitert zu werden. Die Standardoberfläche ist bewusst minimalistisch gehalten, um Platz für individuelle Anpassungen zu lassen.
Dieser minimalistische Ansatz hat aber auch Vorteile: Durch die Verwendung des Markdown-Formats lassen sich die Daten später viel leichter in ein anderes Tool migrieren. Man ist nicht an ein proprietäres Format gebunden und kann seine Notizen jederzeit exportieren und in anderen Anwendungen weiterverwenden.
Für Newbies bedeutet dies allerdings, dass ein Tutorial oder ein Einführungsvideo (YouTube-Video) hilfreich sein kann, um sich in Obsidian zurechtzufinden. Die Lernkurve ist etwas steiler als bei anderen Notiz-Apps, aber die Mühe lohnt sich.
Mit ein paar Einstellungen und Plugins lässt sich Obsidian an die eigenen Vorlieben anpassen und die Benutzerfreundlichkeit verbessern.
#2 Wie kann ich das Design der Benutzeroberfläche anpassen?
Obsidian bietet einige Möglichkeiten, das Aussehen der Benutzeroberfläche anzupassen. Über die Einstellungen kannst du Farbschemen installieren und anpassen, um Farben, Schriften und Layout nach deinen Wünschen zu gestalten.
Besonders empfehlenswert sind die „Farbschemen“, die von Nutzerinnen und Nutzern erstellt und geteilt werden. Sie bieten eine Vielzahl vorgefertigter Designs für jeden Geschmack.
Um ein neues Farbschema zu installieren und zu aktivieren, folge diesen Schritten:
- Öffne die Einstellungen (links unten) in Obsidian.
- Aktiviere unter „Optionen“ > „Externe Erweiterungen“ die Option „Community-Erweiterungen aktivieren“.
- Gehe zu „Darstellung“ > „Farbschemen“ und klicke auf „Verwalten“.
- Wähle das Farbschema aus, das du verwenden möchtest und klicke auf „Installieren und nutzen“. Ich nutze das Farbschema „Border“.
- Obsidian installiert das Farbschema und wendet es direkt an. Um zum Standard-Farbschema zurückzukehren, wähle einfach „Dieses Farbschema nicht mehr nutzen“.
Experimentiere mit verschiedenen Farbschemen und Einstellungen, bis du das passende Design für dich gefunden hast.
#3 Was ist, wenn mir Funktionen fehlen?
In meinen ersten Tagen mit Obsidian habe ich noch keine Community-Plugins verwendet. Ich wollte mich zunächst auf die Grundfunktionen konzentrieren und ein Gefühl für die App bekommen.
Aber einer der größten Vorteile von Obsidian ist die Erweiterbarkeit durch Plugins. Wenn du eine Funktion vermisst, gibt es wahrscheinlich ein Plugin dafür.
Die Community hat bereits hunderte von nützlichen Plugins entwickelt, von der Integration von Kalendern und Aufgabenlisten über verbesserte Suchfunktionen bis zu Tools zum Schreiben und Visualisieren von Daten.
Plugins finden
- Um Plugins zu finden, öffne die Einstellungen und aktiviere unter „Community Plugins“ die Option „Community Plugins aktivieren“.
- Wähle dann „Durchsuchen“, um alle verfügbaren Community-Plugins aufzulisten.
- Über das Textfeld kannst du die Plugins nach Name, Autor oder Beschreibung filtern. Alternativ kannst du auch in deinem Browser unter obsidian.md/plugins nach Plugins suchen.
👉 Achtung: Community-Plugins führen Code von Drittanbietern aus, der möglicherweise Schaden anrichten kann.
Plugins installieren
- Um ein Community-Plugin zu installieren, musst du zunächst den eingeschränkten Modus deaktivieren.
- Gehe dann in den Einstellungen zu „Community Plugins“, wähle „Durchsuchen“ und klicke bei dem gewünschten Plugin auf „Installieren“.
- Um ein installiertes Plugin nutzen zu können, muss es noch aktiviert werden.
Plugins aktualisieren
Community-Plugins werden aus Sicherheitsgründen nicht automatisch aktualisiert. Du kannst entweder alle Plugins auf einmal oder einzelne Plugins manuell aktualisieren.
- Gehe dazu in die Einstellungen unter „Community-Plugins“ > „Installierte Plugins“ und klicke auf „Nach Updates suchen“.
- Wähle „Alle aktualisieren“ oder „Aktualisieren“ neben dem gewünschten Plugin.
Plugins deinstallieren
- Um ein Plugin zu deinstallieren, gehe in den Einstellungen zu „Community-Plugins“, wähle unter „Installierte Plugins“ das Löschsymbol neben dem Plugin und bestätige mit „Deinstallieren“.
Mit steigenden Anforderungen an Obsidian werde ich in Zukunft sicherlich noch öfter auf Plugins zurückgreifen.
#4 Wie funktioniert das mit dem Marktdown?
Obsidian verwendet Markdown, eine einfache Auszeichnungssprache, um Text zu formatieren. Markdown wurde entwickelt, um Textdateien übersichtlich zu strukturieren, ohne komplexe Formatierungsbefehle verwenden zu müssen.
Eine Überschrift in Markdown wird zum Beispiel mit dieser Syntax erstellt:
# Überschrift 1
## Überschrift 2
### Überschrift 3
#### Überschrift 4
##### Überschrift 5
###### Überschrift 6
Daraus entsteht dann:
Weitere Markdown-Befehle sind:
Stil | Syntax | Beispiel | Output |
---|---|---|---|
Fett | ** ** oder __ __ | **Fetter Text** | Fetter Text |
Kursiv | * * oder _ _ | *Kursiver Text* | Kursiver Text |
Durchgestrichen | ~~ ~~ | ~~Durchgestrichener Text~~ | |
Markierung | == == | ==Markierter Text== | Markierter Text |
Fett und kursiv verschachtelt | ** ** und _ _ | **Fetter Text und _kursiv_ verschachtelt** | Fetter Text und kursiv verschachtelt |
Fett und kursiv | *** *** oder ___ ___ | ***Fett und kursiver Text*** | Fetter und kursiver Text |
Die Vorteile von Markdown sind:
- Es ist einfach zu erlernen und zu lesen, wenn du ein Cheatsheet (PDF, Uni Rostock) zur Hand hast.
- Markdown-Dateien sind reine Textdateien und damit zukunftssicher. Sie können mit jedem Texteditor geöffnet werden.
- Markdown ist plattformunabhängig und wird von vielen Tools unterstützt.
- Durch den Fokus auf Struktur und Inhalt bleibst du beim Schreiben konzentriert und wirst nicht durch Formatierungsoptionen abgelenkt.
Am Anfang ist es etwas ungewohnt, mit Markdown zu arbeiten, aber mit ein wenig Übung wirst du nicht mehr lange überlegen müssen, wie du formatierst.
Markdown hat sich zu einem Standard entwickelt und wird heute von unzähligen Anwendungen und Plattformen unterstützt, darunter GitHub, WordPress, Stack Overflow und viele mehr. Obwohl Markdown ursprünglich für die Erstellung von Webinhalten entwickelt wurde, eignet es sich auch für persönliche Notizen, Dokumentationen und alles, was mit strukturiertem Text zu tun hat.
#5 Wie füge ich Bilder ein?
Um Bilder in deine Notizen einzufügen, verwendest du ebenfalls Markdown. Der Befehl dafür ist:
![[deinBild.jpg]]
Bilder werden standardmäßig in Originalgröße angezeigt. Über zusätzliche Parameter kann die Größe angepasst werden, wobei 100 die Breite und 145 die Höhe in Pixel im folgenden Beispiel definiert:
![[DeinBild.jpg|100x145]]
Obsidian unterstützt gängige Bildformate wie JPG, PNG, WEBP und SVG.
Anstatt den Markdown-Befehl auszuschreiben, ist es einfacher, das Bild per Copy-and-paste oder Drag-and-drop einzufügen. Du erfährst mehr dazu unter Punkt: #7 Wie geht Obsidian mit Anhängen um?
Ein großer Vorteil von Obsidian ist, dass die Bilder direkt in die Dateistruktur des Vaults integriert werden. So bleiben deine Notizen übersichtlich und du hast alle zugehörigen Dateien an einem Ort.
#6 Was ist ein Vault?
Ein Vault (englisch für „Tresor“ oder „Gewölbe“) ist das Herzstück deiner Obsidian-Umgebung. Es ist ein Ordner auf deinem Laptop (und nicht in der Cloud 🙃), in dem Obsidian alle deine Notizen, Dateien und Unterordner speichert. Stell dir einen Vault als Hauptordner für alle deine Obsidian-Daten vor.
Du kannst entweder alle Daten in einem einzigen Vault speichern oder separate Vaults für verschiedene Projekte anlegen. Für die meisten Benutzerinnen und Benutzer ist ein einziger Vault ausreichend. Mehrere Vaults verkomplizieren oft nur den Workflow. Es mag Gründe geben, berufliche und private Notizen zu trennen. Ansonsten empfiehlt es sich aber, alles in einem Vault zu belassen und stattdessen mit Ordnern, Tags, Links und MOCs (Maps of Content) zu arbeiten, um die Notizen sinnvoll zu kategorisieren.
Wenn du Obsidian zum ersten Mal startest, wirst du aufgefordert, einen neuen Vault anzulegen. Du hast zwei Möglichkeiten: Entweder du erstellst einen neuen, leeren Vault oder du verwendest einen bereits existierenden Ordner. Als Newbie wirst du mit einem leeren Vault starten.
#7 Wie geht Obsidian mit Anhängen um?
Durch das Einbetten von Dateien in deine Notizen kannst du Inhalte in deinem gesamten Vault wiederverwenden. Du kannst verschiedene Dateiformate wie Bilder, Audiodateien oder PDFs in deinen Vault importieren. Diese Anhänge werden wie normale Dateien behandelt, auf die du über dein Dateisystem zugreifen kannst.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Anhänge zu deinem Vault hinzuzufügen:
- Copy-and-paste: Du kannst Anhänge direkt in deine Notizen einfügen. Obsidian erstellt dann eine Datei mit dem eingefügten Inhalt am Standard-Speicherort für Anhänge und fügt sie in die Notiz ein.
- Drag-and-drop: Wenn du eine Datei aus deinem Dateisystem in einen geöffneten Editor ziehst, kopiert Obsidian die Datei an den Standard-Speicherort für Anhänge und fügt sie in die Notiz ein.
Standardmäßig werden Anhänge im Stammverzeichnis deines Vaults gespeichert. Du kannst diesen Speicherort unter „Einstellungen“ > „Optionen“ > „Dateien & Links“ > „Standardordner für neue Anhänge“ ändern:
- Im Vault Hauptordner: Speichert den Anhang im Stammverzeichnis deines Vaults.
- Eigenen Ordner festlegen: Speichert den Anhang in einem bestimmten Ordner.
- Im aktuellen Ordner (bei geöffneter Notiz): Speichert den Anhang im gleichen Ordner wie die Notiz, zu der er hinzugefügt wurde.
- In Unterordner des aktuellen Ordners: Speichert die Anlage in einem bestimmten Unterordner der Notiz. Wenn der Ordner noch nicht existiert, legt Obsidian ihn beim Hinzufügen eines Anhangs an. Du kannst den Namen des Unterordners definieren.
Obsidian erkennt folgende Dateiformate:
- Markdown-Dateien: md
- Bilddateien: avif, bmp, gif, jpeg, jpg, png, svg, webp
- Audiodateien: flac, m4a, mp3, ogg, wav, webm, 3gp
- Videodateien: mkv, mov, mp4, ogv, webm
- PDF-Dateien: pdf
#8 Wie organisiere ich meine Notizen am klügsten?
Wie du deine Notizen in Obsidian organisierst, hängt stark von deinen persönlichen Vorlieben und Anforderungen ab. Hier sind einige Ansätze, die sich bewährt haben:
- Verschlagwortung: Verwende Tags (#Tag), um Notizen zu kategorisieren und wiederzufinden.
- Verlinkung: Verlinke verwandte Notizen miteinander, um Zusammenhänge herzustellen und die Navigation zu erleichtern.
- Ordnerstruktur: Erstelle eine sinnvolle Ordnerstruktur, um Notizen thematisch zu gruppieren.
- MOCs (Maps of Content): Übersichtsnotizen erstellen, die als Einstiegspunkt zu bestimmten Themen dienen und relevante Notizen verlinken.
- PARA-Methode: Organisiere Notizen nach Projekten, Bereichen, Ressourcen und Archiven.
Probiere verschiedene Ansätze aus und finde heraus, was für dich am besten funktioniert. Denk nicht zu lange darüber nach, deine Organisationsstruktur wird sich im Laufe der Zeit sowieso ändern.
Fragen, mit denen ich mich zukünftig beschäftige
- Wie kann ich den Dateinamen einfach als H1 laufen lassen?
- Wie bekomme ich das besser / einfacher hin (Vorschläge?) mit dem internen Vertaggen und Verlinken?
- Wie kann ich ein Kanban Board erstellen?
- Wie funktioniert das Backup? Reicht Time Machine (Apple)?
- Wie kann ich Obsidian optimal in meinen Workflow mit anderen Tools integrieren?
Fazit
Wow, was für eine Reise! Eigentlich bin ich es gewohnt, dass neue Tools intuitiv zu bedienen sind und ich gerade am Anfang nicht viel recherchieren muss, um herauszufinden, wie sie funktionieren. Bei Obsidian war das anders – hier musste ich mich erst richtig einarbeiten.
Die Videos von Nic Ridy (Student) haben mir sehr geholfen, den Aufbau und die Struktur meines Obsidian-Vaults besser zu verstehen. Und ohne die Cheatsheets für Markdown wäre ich am Anfang sicher verloren gewesen.
Heute verwende ich Obsidian hauptsächlich, um Notizen und Mitschriften für meine Weiterbildungen festzuhalten und zu organisieren. Die Möglichkeit, Notizen miteinander zu verknüpfen und so ein persönliches Wissensnetz aufzubauen, finde ich spannend.
Ich bin wirklich gespannt, wie sich mein Workflow mit Obsidian im Laufe der Zeit noch verändern und verbessern wird. Schon jetzt entdecke ich immer wieder neue Anwendungsmöglichkeiten.
Eines ist klar: Obsidian hat eine steile Lernkurve. Aber wenn man sich erst einmal eingearbeitet hat, eröffnet einem das Tool viele Möglichkeiten für das persönliche Wissensmanagement. Der anfängliche Aufwand lohnt sich auf jeden Fall!
Ich hoffe, ich konnte dir mit diesem Artikel ein paar hilfreiche Tipps und Anregungen für deinen Start mit Obsidian geben. Lass dich nicht entmutigen, wenn am Anfang nicht alles sofort klappt oder du noch nicht den perfekten Workflow gefunden hast. Das braucht Zeit und Übung.
Nicole Werner
Ich bin Wirtschaftsinformatikerin, Datenschutzbeauftragte, Bloggerin, Vermittlerin und neuronale Pingpong-Spielerin. Ich mache komplexe Themen verständlich und liebe TechNights.
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