Ein Post zum Valentinstag
Heute Morgen ist es passiert. Kurz vor halb elf. Eine Unternehmerin hat einen Post auf ihrer Facebook-Seite veröffentlicht. Um wen es geht, ist für diesen Artikel nicht relevant.
Der Post war wie jeder andere von ihr. Interesse weckend und animierend, um sich darunter untereinander zu vernetzen.
Was mich dabei stutzig machte, war der erste Kommentar. Ein Kommentar, den (vermeintlich) sie postete, direkt nach der Veröffentlichung des eigentlichen Posts.

Kann das richtig sein? Sie verschenkt 100 Bitcoins?
Gedankenkarussell zum Valentinstag
Hui. Dachte ich. Wie innovativ sie ist! Sogar mit direkter BTC-Einzahlungsadresse. Ein Geschenk zum Valentinstag für die treuen Fans aus dem Tribe.
Muss ich jetzt nachschauen, wie ich da was hinüberweisen kann? Wie kann ich erst Bitcoins kaufen und dann noch weiter überweisen? Wie geht so was?
Und dann zur Bestätigung so viele weitere Kommentare! Alle schreiben, es habe funktioniert! Ahhhhhh, alles schreit in mir, gleich mitzumachen.
Dafür gibt es einen treffenden Begriff: FOMO = fear of missing out. Die Angst, etwas lebensveränderndes zu verpassen.

Mhm. Aber 100 Bitcoins? Nach einer kurzen Recherche sind 100 Bitcoins aktuell 2.033.908,00 EUR wert. Das kann doch nur Humbug sein.
Außerdem kenne ich die Kommentatoren nicht. Das sind keine aus dem engeren Kreis. Und sie siezen sich, auch untypisch für die Online-Welt.
Ich fahre mit dem Mauszeiger über den Namen des Kommentierenden. Über denjenigen, der den ersten Bitcoin-Kommentar gepostet hat. Und siehe da, es ist eine gefakte Unternehmensseite auf Facebook. Die gefakte Facebook-Seite hat das gleiche Profilbild, wie das der Unternehmerin. Hat aber sonst nichts auf der eigenen gefakten Facebook-Seite gepostet.
Die gefakte Facebook-Seite wurde erst kurz vor dem ersten Kommentar erstellt. Das Gleiche gilt für die bestätigenden Kommentatoren, die ich im Bild nicht unkenntlich gemacht habe. Denn, auch sie sind alle Fake.
Was du als Seiteninhaber tun kannst
Melde die Facebook-Seite, die dich oder jemanden, den du kennst, nachahmt.
Dazu gehst du auf die Facebook-Seite des vermeintlichen Betrügers. Entweder klickst du dazu auf den Namen des Kommentators (wie im Beispiel oben), suchst nach dem Namen in der Facebook-Suche oder du erhältst den Link zur Facebook-Seite von einem Dritten.

Rechts unter dem Titelbild klickst du auf die 3 Punkte. Daraufhin öffnet sich ein Popup-Fenster. Dort klickst du auf Seite melden. Folge den Anweisungen.
Weitere Informationen findest du bei Facebook.
Blende die Fake-Kommentare auf deiner Facebook-Seite aus
Als Inhaber der Facebook-Seite kannst du die Kommentare löschen, melden oder verbergen, sodass deine Follower und Abonnenten nicht auf diesen Kommentar hereinfallen.
Aber was ist der Unterschied zwischen löschen, melden und verbergen?
- Löschen: Der Kommentar wird gelöscht und ist für niemanden mehr sichtbar. Auch nicht für den Kommentator.
- Kommentar melden: Du meldest den Kommentar an Facebook.
- Verbergen: Der Kommentar bleibt für den Verfasser des Kommentars und dessen Freunde sichtbar. Für alle anderen wird der Kommentar verborgen.
Um den Kommentar zu löschen, melden oder zu verbergen klickst du auf die 3 Punkte neben dem Kommentar.
Fragen, auf die ich (noch) keine Antworten habe
Wie war es dem Betrüger möglich, innerhalb von ein paar Minuten auf dem vom Inhaber veröffentlichen Post einen Kommentar zu platzieren? Der in kurzen Abständen weitere Unterkommentare von weiteren Fake-Profilen veröffentlichte?
Ich nehme an, das Geschäftsmodell dieser Betrüger erfordert eine volle Automatisierung. Aber wie funktioniert das technisch?
Update April 2023
Knapp 2 Monate später, im April 2023, habe ich die gleiche Masche auch unter einem weiteren Post gesehen:

Was haben diese Aktionen gemeinsam? Sie platzieren ihre Kommentare unter reichweitenstarke Posts. Die Frage bleibt, wie wir uns dagegen schützen können. Eventuell wäre hier ein „blauer Haken“ für die Verifizierung des Accounts sinnvoll. Da aktuell die unterschiedlichen Seiteninhaber erst auf den zweiten Blick von einander unterschieden werden können. Übrigens wurde der Fake-Account in diesem Beispiel 8 Tage vor dieser Aktion erstellt.